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Vor einiger Zeit, ich kann gar
nicht mehr genau sagen warum, begann ich mich für die Geschichte der legendären
Oberliga West zu interessieren. Diese Liga existierte von 1947 bis zur Einführung
der Bundesliga 1963. Damals gab es noch Endrunden um die Deutsche Meisterschaft,
wo die besten aus dem Norden, Westen, Südwesten, Süden und Berlin, alljährlich
um die „Deutsche“ spielten.
Es gelang nur zwei Städten, namentlich Essen und Duisburg, gleich drei Teams in
die Oberliga West zu hieven und das gleichzeitig!
Ein Umstand, dem heute kaum noch gewürdigt wird. In den Spielzeiten 51/52 sowie
52/53 spielten aus Essen, Rot-Weiß, Schwarz-Weiß und die Sportfreunde
aus Katernberg gleichzeitig in der Oberliga.Übertroffen wurde dies nur
in Duisburg.
In der Saison 1949/50 war Duisburg vertreten durch Hamborn 07, dem Duisburger
SV sowie dem DFV 08. In den Spielzeiten 1957/58, 1959/60, 1960/61
sowie 1961/62 wurde Duisburg vertreten durch den Duisburger SV, den Meidericher
SV und Hamborn 07 !
Der Meidericher SV, heute besser bekannt unter seinem jetzigen Namen MSV
Duisburg, ist dieser Tage das fußballerische Aushängeschild der Stadt
Duisburg. Jedoch sind die besseren Zeiten längst vorüber und heute kämpft der
Verein, wie viele andere Revier-Vereine auch, um das nackte Überleben. Die
Hamborner „Löwen“ haben dieser Tage Grund zum feiern, denn die
Schwarz-Gelben haben soeben die angestrebte Rückkehr in die Oberliga vollbracht
!
Aber auch für die „Löwen“ gilt, die guten Tage sind längst vorüber.
Spielt
man heute vor 1000 oder weniger Besuchern in der Amateurliga, erinnern sich die
Älteren noch
an Spiele vor 33.000 (!!) Zuschauern gegen Schalke 04 in der Oberliga West.
Beide Clubs haben eines gemeinsam, sie existieren noch und wer sich mit deren
Vereinsgeschichte befassen will, der braucht nur auf die Homepages der beiden
Vereine zu gehen und kann dort alles wesentliche nachlesen. Auch an Publikationen
in Buchform mangelt es nicht.
Aber wer war der Duisburger Spielverein ?
Als erstes versuchte ich
Informationen im Internet zu finden – Fehlanzeige!
Welche Suchmaschine ich auch nutzte, welche Suchbegriffe ich auch verwendete –
Nichts!
Außer Seiten mit Statistiken und Abschlusstabellen (ab 1946) fand ich nichts.
Dann stieß ich auf Seiten mit Buch-Angeboten wie „Jungens, Euch gehört der
Himmel – Die Geschichte der Oberliga West 1947 – 1963“.
Riesig, dachte ich, und bestellte sofort........
Nur, über den Duisburger Spielverein war praktisch nichts drin. Portraitiert
wird u.a. der Fußballverein Duisburg 08, der eine Saison lang in der Oberliga
West spielte und gleich wieder Abstieg. Nichts gegen die wackeren Hochfelder von
„Null-Acht“ (ich wohne ja selbst dort), aber Spuren hinterlassen haben die
nicht viele............
Über den DSV, der 10 von 16 Spielzeiten dabei war, außer einige Randnotizen,
nichts.
Der Autor dazu:
“(...) Heinz
Flotho, genannt ‚Schangel’, der einstige ‚schwarze Panther’ der
Emscher-Husaren von der STV Horst, beschreibt die Lage gern so: Er nimmt einen
Bierdeckel und erklärt diesen zum Stadion. Dann zeichnet er darum mit dem
Zeigefinger einen kleinen Kreis. Der soll einen Bereich von vielleicht drei
Kilometern um die gedachte Kampfbahn bedeuten. ‚Weiter als so zweieinhalb
Kilometer wohnte keiner vom Stadion weg. Da kamen sie alle her. Und einige davon
wurden Nationalspieler.’
Der Deckel, auf dem sonst der Bierkonsum mit Strichen festgehalten wird, könnte
auch eine Zeche oder ein Stahlwerk symbolisieren.
Weil die Oberliga West damals von solchen Bedingungen geprägt wurde, stellt
dieses Buch die Beschreibung der Revier-Klubs in den Mittelpunkt. Die meisten
hatten in Vororten ihre Heimat, waren an eine Zeche oder an eine Hütte
angebunden und gaben dieser Liga Farbe. Deshalb finden wir Rot-Weiß Essen porträtiert
und nicht den wohl zweitältesten Verein des Reviers, ETB Schwarz-Weiß; oder
Duisburg 08 und nicht den Duisburger SV...
(...) Die Duisburger waren ein sogenannter Lackschuh-Klub.
So nannten nach dem Krieg die Fans aus dem Revier jene Vereine, die als
auffallend bürgerlich galten. Oft wurde - wenn auch unrichtig - behauptet, die
Spieler würden sich siezen."
Dazu Walter
Söhngen: "Der
DSV war kein Lackschuhverein. Das ist Schwätzerei !
Wenn dann war das 48/99, das war ein Lackschuhverein.
Becker, der Torwart war Elektriker. Hennes Hoffmann war
Maschinist. Buschenhofen war LKW-Fahrer. Harlander war Techniker.
Ich war damals noch in der Ingenieurschule. Der eine Kemper war Dreher,
der andere Kemper war Schlosser. Bloch war Handwerker bei der
Kupferhütte. Bei uns war überhaupt kein Akademiker !
Der eigentliche Prominentenverein in Duisburg, war der SC Preußen. Die hatten
Akademiker, Schauspieler, Kammersänger. Die Preußen waren ein
Akademiker-Verein."
Auch in anderen
Publikationen, immer wieder dasselbe. Etwa so, als hätte es den Duisburger
Spielverein nie gegeben.
Die einzigen, mir bekannten Ausnahmen, bilden Hardy Grüne’s „Vom
Kronprinzen bis zur Bundesliga“ , und das Buch "100 Jahre
Fußball im Westen - Zwischen Alm, Wedau und Tivoli", welches vom
Westdeutschen Fußballverband herausgegeben wurde.
Dort finden sich einige Zeilen,
leider sind aber auch einige Informationen falsch, aber dazu an anderer Stelle
mehr.
10 Nationalspieler, 11 Westdeutsche Meistertitel, aber nur Randnotizen !
Also ging ich daran, dies zu ändern!
Hier also die Geschichte des eigentlichen
Duisburger Fußballvereines, der aus dem Duisburger Süden stammte. Der
Meidericher Spielverein wurde 1902 gegründet, zu dieser Zeit war Meiderich noch
selbstständige Stadt. Ebenso verhält es sich mit Hamborn 07, 1911 entstanden
aus der Fusion zwischen BC 03 Hamborn und SV Marxloh, Hamborn wurde erst 1929
mit Duisburg vereinigt. Beide Vereine sind zu Hause im Norden der Stadt Duisburg.
Gehen wir also zurück in der Zeit, in das ausgehende 19te Jahrhundert und
verfolgen wir den Weg dieses einzigartigen Clubs, nehmen wir Anteil an Siegen
und Tragödien, erinnern wir uns an vergessene Helden in Roten Hemden.........