Ehrentafel der Nationalspieler des DSV
Name | Geboren | Gestorben | Länderspiele |
Mannschaft |
Lothar Budzinski | 07.08.1886 | 01.03.1955 | 1 | A |
Christian Schilling | 11.10.1879 | 14.07.1955 | 2 | A |
Max Gablonsky | 01.01.1890 | 16.07.1969 | 4 | A |
Walter Fischer | 21.02.1889 | 03.04.1959 | 5 | A |
Heinz Ludewig | 24.12.1889 | ? | 1 | A |
Leo Fiederer | 04.04.1887 | 1949 | 1 | A |
Hans Gruber | 04.06.1905 | 09.10.1967 | 1 | A |
August Sackenheim | 05.08.1905 | 19.04.1979 | 4 | A |
Wilhelm Straßburger | 17.12.1907 | 21.12.1991 | 2 | A |
Willi Koll | 17.11.1926 | 2 | B | |
Wilhelm Drehmann | ? | 2 | Amat. |
Die Länderspiele im einzelnen:
Name: | Gegner: | Datum: |
Ergebnis: |
Spielort: |
Lothar Budzinski | Belgien | 16.05.1910 | 0:3 | Duisburg |
Christian Schilling | Belgien | 16.05.1910 | 0:3 | Duisburg |
Christian Schilling | Niederlande | 16.10.1910 | 1:2 | Kleve |
Max Gablonsky | Belgien | 16.05.1910 | 0:3 | Duisburg |
Max Gablonsky | Schweiz | 26.03.1911 | 6:2 | Stuttgart |
Max Gablonsky | Österreich | xx.10.1911 | 1:2 | Dresden |
Max Gablonsky | Schweden | 29.10.1911 | 1:3 | Hamburg |
Walter Fischer | Schweiz | 26.03.1911 | 6:2 | Stuttgart |
Walter Fischer | Belgien | 23.04.1911 | 1:2 | Lüttich |
Walter Fischer | England Amat. | 21.03.1913 | 0:3 | Berlin |
Walter Fischer | Belgien | 23.11.1913 | 2:6 | Antwerpen |
Walter Fischer | Niederlande | 05.04.1914 | 4:4 | Amsterdam |
Heinz Ludewig | Niederlande | 05.04.1914 | 4:4 | Amsterdam |
Leo Fiederer | Ungarn | 24.10.1920 | 1:0 | Berlin |
Hans Gruber | Schottland | 01.06.1929 | 1:1 | Berlin |
August Sackenheim | Finnland | 20.10.1929 | 4:0 | Altona |
August Sackenheim | Schweiz | 04.05.1930 | 5:0 | Zürich |
August Sackenheim | Schweden | 17.06.1931 | 0:0 | Stockholm |
August Sackenheim | Norwegen | 21.06.1931 | 2:2 | Oslo |
Wilhelm Straßburger | Dänemark | 07.09.1930 | 3:6 | Kopenhagen |
Wilhelm Straßburger | Norwegen | 02.11.1930 | 1:1 | Breslau |
Willi Koll | Niederlande | 21.03.1956 | 0:1 | Enschede |
Willi Koll | Ungarn | 08.11.1959 | 2:1 | Saarbrücken |
Wilhelm Drehmann | Frankreich | 04.05.1958 | 2:4 | Le Mans |
Wilhelm Drehmann | Curaçao | 07.05.1958 | 5:1 | Gelsenkirchen |
Die Nationalspieler von TSV 99 und TuS 48/99
Name | Geboren | Gestorben | Länderspiele | Mannschaft |
Hermann Flick | 22.11.1905 | 19.01.1944 | 1 | A |
Willi Busch | 04.01.1907 | 1982 | 13 | A |
Walter Günther | 18.11.1915 | 1989 | 4 | A |
Hans Biallas | 14.10.1918 | 3 | A | |
Friedel Holz | 21.02.1920 | 09.04.1941 | 1 | A |
BUDZINSKI-KRETH, LOTHAR (Duisburger Spielverein)
Vom Zuschauer zum Nationalspieler
Der Duisburger Spielverein war zehn Jahre nach seiner Gründung eine Macht im Ruhrkreis. 1910 scheiterten die Fußballpioniere von der Wedau als Ligameister nach hohen Siegen gegen den BV 1899 Osnabrück, BV Solingen und Kasseler FV erst in der Endrunde zur deutschen Meisterschaft, an dem späteren Titelträger Karlsruher FV mit 0:l. Einer der Leistungsträger dieser Mannschaft war Lothar Budzinski-Kreth, der sich als Läufer einen guten Namen im Duisburger Raum gemacht hatte. Doch unter normalen Umständen hatte es für ihn nie zu einem Länderspieleinsatz gereicht. Lothar Budzinski-Kreth war am 16. Mai 1910 einer von denen, die in ihrer Heimatstadt als Zuschauer auf den Rängen weilten und auf den Anpfiff des Länderspiels zwischen Deutschland und Belgien warteten. Doch aus unerfindlichen Gründen waren nur sieben deutsche Spieler rechtzeitig in Duisburg eingetroffen, und 4.000 Zuschauer wurden allmählich ungeduldig. So schauten sich die Duisburger Organisatoren dieses ungewöhnlichen Länderspiels auf den Rängen um und fanden unter den Besuchern auch den 24jährigen Fußballer des Duisburger SV. 0:3 verloren die Deutschen - und nach diesem Spiel verlor sich auch der Weg des Lothar Budzinski Kreth.
SCHILLING, CHRISTIAN (Duisburger Spielverein)
Eine Niederlage mit Folgen
Der 16. Mai 1910 bescherte der deutschen Fußballgeschichte ein Novum. Am Tag, nachdem sich der Karlsruher FV und Holstein Kiel im Kölner Finale gegenüberstanden, hatte der Deutsche Fußball Bund das Länderspiel gegen Belgien nach Duisburg vergeben. Einige Karlsruher sollten 24 Stunden nach dem dramatischen Spiel gegen die Norddeutschen noch einmal »zur Ehre der Fußballnation« antreten. Doch als die l:0 Sieger aus Karlsruhe am Morgen nach dem schweren Finale erwachten, da verspürte niemand der Eingeladenen den Drang nach Duisburg. Und so kam es, daß auf dem Preußen-Platz nur sieben Spieler zur Stelle waren. Worauf man sich unter den 6.000 Zuschauern auf der Tribüne umschaute und ein paar Duisburger Fußballer fand. Einer von denen, die beim 0:3 gegen Belgien in ihrer Heimatstadt völlig unerwartet zu Länderspielehren kamen, war Christian Schilling vom Duisburger SV. Das aus der Sicht der Gastgeber so enttäuschende Spiel hatte zur Folge, daß sich der DFB Bundestag in Eisenach grundlegende Gedanken machte. Bisher war es üblich, daß sich der für die Nationalelf zuständige DFB Spielausschuß nur bei den Bundespokalspielen und bei den Begegnungen der Verbandsauswahlen sehen ließ, um sich dort Anregungen zu holen. Die Spiele um die Meisterschaft und selbst das Finale waren für die Funktionäre von zweitrangiger Natur. Nach den trüben Duisburger Erfahrungen, sollte sich das Prozedere dann aber mit deutscher Gründlichkeit ändern. Entsprach es bisher der Praxis, sehr kurzfristig Spieler einzuladen und sie darüber im Unklaren zu lassen, auf welcher Position sie in der Nationalelf spielen sollten, so gab es nun eine gravierende Neuerung. Für das nächste Länderspiel gegen Holland in Kleve am 16. Oktober 1910 wurde die Mannschaft schon zwei Monate vorher benannt. Und einer von denen, die überraschend in Duisburg zum Einsatz gekommen waren, erhielt eine zweite Chance: Christian Schilling. Beim l:2 gegen Holland auf dem Platz des VfB von 1903 säumten 10.000 Zuschauer die Außenlinien. Christian Schilling spielte auf der halbrechten Stürmer-Position. Als sein Duisburger SV 1913 im deutschen Endspiel stand, war der Kaufmann nicht mehr aktiv.
FISCHER, WALTER (Duisburger Spielverein)
Eine süddeutsche Streitmacht
Zehn offizielle Länderspiele hatte der deutsche Fußball hinter sich gebracht, als das Degerloch-Stadion in Stuttgart Schauplatz der Begegnung mit der Schweiz war. Für den 26. März 1911 hatten etliche badische Fußballspieler in ihren Briefkästen eine Einladung zu diesem Vergleich mit dem Nachbarn vorgefunden. Was nicht weiter verwunderte, denn in dieser Region schlug zu diesem Zeitpunkt das Herz des deutschen Fußballs. Nur drei Spieler der deutschen Nationalmannschaft kamen nicht aus dem Süden, als es wieder einmal gegen die Schweiz ging. Einer von denen war Walter Fischer vom Duisburger SV, der ein knappes Jahr zuvor wehmütig zur Wedau geblickt hatte, als sich in seiner Heimatstadt eine sogenannte deutsche Nationalmannschaft gegen Belgien nach Strich und Faden blamierte. Doch nun war er als Linksaußen nominiert, und vor 7000 Zuschauern wurde die Schweiz mit 6:2 besiegt. Der angehende Kaufmann wußte zu gefallen, obwohl ihm keine Tore gelangen. Er war dann noch in vier weiteren Länderspielen gegen Belgien, England, Dänemark und Holland dabei. Das Spiel gegen Holland, am 5. April 1914 in Amsterdam (4:4), war das letzte vor Ausbruch des l Weltkriegs. An diesem Vorfrühlingstag ging vor 25.000 Zuschauern der Stern von »Tull« Harder auf, der in den 20er Jahren zu einem der besten Mittelstürmer der Welt reifte.
LUDEWIG, HEINZ (Duisburger Spielverein)
Am Tag, als der Regen kam
Der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet, als am 11. Mai 1913 erstmals eine westdeutsche Mannschaft nach den Sternen des deutschen Fußballs griff. Der Duisburger Spielverein hatte es endlich geschafft und wähnte sich fast schon am Ziel aller Träume. Doch an diesem nassen Nachmittag auf dem Münchner MTV-Platz im Stadtteil Mitter-Sendling schien es, als habe sich alles gegen den Außenseiter von der Wedau verschworen. Der VfB Leipzig warf all seine Routine in die Waagschale und die Hoffnungen der Duisburger zerschellten vor allem an einem Nationalspieler, der sich »Edy« nannte und in dessen Personalausweis der Name »Pendorf« vermerkt war. Der Duisburger SV unterlag mit l:3 - und zu denen, die anderntags sehr traurig die Heimreise antraten, gehörte auch Heinz Ludewig, der Mittelläufer, der am Heiligabend des Jahres 1889 in Duisburg geboren wurde und nun in der Blüte seiner sportlichen Möglichkeiten stand. Ein knappes Jahr nach der Niederlage im Münchner Finale, bot sich für Heinz Ludewig dennoch die Chance in der Nationalelf. Am 5. April 1914 führte die Reise nach Amsterdam, wo sich 25.000 Zuschauer im Alten Stadion drängten. Überraschend war Ludewig Teil einer rein westdeutschen Läuferreihe, zu der der Essener Bollmann und der Bonner Schummelfelder gehörten. Am Ende trennten sich beide Mannschaften torreich 4:4. Zu diesem Zeitpunkt ahnte kaum jemand, daß für den deutschen Fußball der internationale Spielbetrieb von nun an für sechs lange Jahre ruhen sollte. Der 1. Weltkrieg warf lange Schatten über den Kontinent. In späterer Zeit war Heinz Ludewig der erste Trainer des FC Schalke 04. Er verbrachte seinen Lebensabend in Düsseldorf.
FIEDERER, LEO (Spielvereinigung Fürth, Duisburger Spielverein)
Ein Mann für alle Fälle
Das erste Heimspiel nach dem l Weltkrieg führte die deutsche Nationalmannschaft am 24. Oktober 1920 ins Grunewaldstadion nach Berlin. Über die Schrecken des ersten großen Weltbrandes verloren die Deutschen nicht ihre Sympathien für den Fußball. 35.000 kamen zum Vergleich mit den Ungarn - und sie bejubelten einen l:0 Sieg, den nur die wenigsten erwartet hatten. Der Fürther Leo Fiederer stürmte auf dem rechten Flügel neben den beiden Hamburgern Tull Harder und Adolf Jäger. Letzterer schoß das siegbringende Tor - es war ein Foulelfmeter. Daß Fiederer als Stürmer nominiert wurde, obwohl er sich in Fürth auf anderen Positionen wohler fühlte, war dem Franken ziemlich egal. Er war einer der ersten ganz großen Allroundspieler der jungen deutschen Fußballgeschichte. Später, als er nacheinander die Trikots des Duisburger SV, von Rot Weiß Oberhausen und dann das des RSV Mülheim überstreifte, spielte er auch schon mal Mittelläufer oder Verteidiger. Mehr als diese eine Berufung zum Länderspiel nach Berlin erhielt der Angestellte im Öffentlichen Dienst allerdings nicht. Aus der großen Fußballfamilie Fiederer kam viele Jahre später ein neuer Stern: Hans Fiederer, der Neffe von Leo. Dessen verheißungsvolle Karriere wurde im 2. Weltkrieg durch eine schwere Verletzung jäh gestoppt.
GRUBER, HANS (Duisburger Spielverein)
Mittelläufer gegen Schottland
Hans Gruber hatte mit dem Duisburger SV im Jahre 1927 die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft erreicht, scheiterte dort aber in den Gruppenspielen an den Berliner Kickers, die mit den Westdeutschen eines gemein hatten - das Gründungsjahr. Und Berlin spielte für Hans Gruber noch einmal eine sportlich bedeutsame Rolle. Am 1. Juni 1929 war der Mittelläufer im Berliner Grunewaldstadion beim 1: 1 der Nationalelf gegen Schottland dabei. Der Duisburger kam etwas überraschend in die Mannschaft, denn die Deutschen hatten ein paar Wochen vorher im Turiner Hexenkessel einen viel beachteten 2:l Sieg gegen Italien erreicht. Hans Gruber, der spätere Bankangestellte, verdrängte dennoch den Fürther Ludwig Lemberger und profitierte davon, daß Hans Kalb verletzt war. Allerdings konnte er Lemberger und Kalb nur einmal aus der Nationalelf verdrängen - ansonsten stand er im Schatten dieser beiden populären Fußballer. Hans Gruber vertrat den Westdeutschen Verband in zahlreichen Repräsentativspielen und gehörte als einer der besten Mittelläufer Deutschlands zum Olympiaaufgebot des DFB beim Turnier 1928 in Amsterdam. Seinem Duisburger Spielverein hielt er stets die Treue - später auch als Spielausschußobmann. Hans Gruber starb 1967 an einer unheilbaren Krankheit.
SACKENHEIM, AUGUST (Duisburger Spielverein, Guts Muts Dresden)
Ein Debüt ohne Hemmungen
Hochofen und Kräne bestimmten das Bild der Heimat des jungen August Sackenheim. Er wurde in Duisburg geboren, der Stadt, die sich rühmt, den größten Flußhafen der Welt zu besitzen. Hier ging August Sackenheim zur Schule, hier bekam er beim Duisburger SV Kontakt zum Fußball. Hier spielten auch seine Brüder Peter und Paul. Aber schon in sehr jungen Jahren wechselte er gemeinsam mit Mittelläufer Hermann Flick vom Rhein an die Elbe, von Duisburg nach Dresden. Guts Muts war fortan die sportliche Heimat des dunkelhaarigen Fußballers, der mit seinem strengen Scheitel bald zu einem Markenzeichen seiner Mannschaft wurde, die in der Gauliga Sachsen spielte. Der angehende Werbeleiter war im Oktober 1929 einer von sechs Länderspieldebütanten, als Finnland in Hamburg der Gegner war. Die Nationalmannschaft sollte ein neues Gesicht erhalten, obwohl dieses Jahr 1929 mit dem deutschen 2:l Sieg in Turin gegen Italien eine faustdicke Sensation gebracht hatte. Und so war August Sackenheim überaus stolz, daß er gegen Finnland neben Richard Hofmann stürmen durfte Jenem Hofmann, der beim überragenden Nachbarn Dresdner SC drauf und dran war, zur Legende zu werden. Aber da gab es an diesem Herbsttag in Hamburg-Altona noch einen Debütanten: Fritz Szepan vom FC Schalke 04. Zurückgekehrt in die Nationalelf war auch der Fürther Abwehrroutinier Hans Hagen. Doch Sackenheim war von keinerlei Minderwertigkeitsgefühlen geplagt. Eher das Gegenteil war der Fall, denn er schoß nach der Pause zwei Tore zum 4:0 Sieg gegen die Gäste aus dem hohen Norden. Der Dresdner wurde als einer der besten Spieler des Siegers gefeiert. Doch als er im Jahr darauf beim 5:0 Sieg gegen die völlig überforderten Schweizer in Zürich nicht ins Schwarze traf, sank sein Stellenwert in der Nationalmannschaft. Auch die letzten sich ihm bietenden Chancen im Rahmen einer Skandinavienreise im Jahr 1931 gegen Schweden (0:0) und Norwegen (2:2) konnte er nicht nutzen. Dafür machte er weiterhin im sächsischen Fußball von sich reden und wurde in späteren Jahren Stammspieler des Dresdner SC. Nach dem 2 Weltkrieg arbeitete er als Trainer - unter anderem 1949 bei der SG Strießen in Dresden.
STRASSBURGER, WILHELM (Duisburger Spielverein)
Enttäuschung in Kopenhagen
Die »Goldenen 20er« waren vorbei - vorbei war aber auch eine große Zeit der deutschen Nationalmannschaft. An der Schwelle zum dritten Jahrzehnt wagte sich der DFB immer häufiger an Länderspielgegner heran, die vor allem Profis in ihren Reihen hatten. Zwar lehnten die Delegierten in Deutschland noch immer vehement die Einfuhrung des bezahlten Sports ab, doch Kontrahenten aus dem Profibereich waren inzwischen willkommen. Selbstvertrauen tankte die Nationalmannschaft vor allem bei ihrem 3:3 im Mai 1930 in Berlin gegen England, aber auch beim vorangegangenen 5:0 Triumph von Zürich gegen die Schweiz. Mittlerweile zählten die Experten die deutsche Elf zur Weltspitze, doch dann erhielt diese im September 1930 in Kopenhagen einen herben Dämpfer. 6:3 gewannen die Dänen - und es entbrannte ein neuerlicher Streit über Sinn und Unsinn von dieser und jener Aufstellung. Unumstritten war eigentlich die Nominierung von Straßburger. Willi Straßburger, der Rechtsaußen, hatte beim Duisburger SV so viele gute Kritiken bekommen, daß er einfach »reif« für die Nationalmannschaft war. Für den Westdeutschen Fußballverband hatte er sich außerdem in elf Spielen bewährt. Er galt als durchschlagskräftiger Mann auf dem rechten Flügel. Aber bei seinem Länderspieldebut in Dänemark verließ er, wie seine Kameraden, mit hängendem Kopf den Platz. Er fand nicht die richtige Verbindung zu Hanne Sobeck und Karl Hohmann - am Ende triumphierten die Dänen deutlich. Dennoch bekam Willi Straßburger eine zweite Länderspieleinladung, und die führte ihn im gleichen Jahr nach Breslau zum Spiel gegen Norwegen. Diesmal langte es immerhin zu einem 1:1. Doch damit war die Auswahlkarriere des robusten Duisburgers, der von Beruf Schlosser war, vorbei. Später stand er seinem Duisburger SV als Verteidiger zur Verfügung.
GABLONSKY, MAX (FC Bayern München, Duisburger Spielverein)
Der Duisburger Reinfall
Ein schneller Mann auf dem rechten Flügel war in der Saison 1909/10 eine Trumpfkarte des FC Bayern München. Neben dem langen Torwart Hofmeister und Mittelstürmer Fritz Fürst war Max Gablonsky in den Spielen um die Süddeutsche Meisterschaft eine Persönlichkeit. Er war der erste Nationalspieler des FC Bayern. Sein Länderspieldebüt, am 16. Mai 1910 in Duisburg gegen Belgien, brachte allerdings eine herbe Enttäuschung, denn eine eklatante Fehlplanung führte dazu, daß ein paar Minuten vor dem Anstoß noch »Zufallsnationalspieler« unter den Zuschauern gesucht wurden, weil nur sieben offizielle Kandidaten den Weg an die Wedau gefunden hatten. Deutschland verlor 0: 3. Danach hagelte es herbe Kritik - was zur Folge hatte, daß die Verantwortlichen aus dem DFB-Spielausschuß fortan eine gewisse Blockbildung bevorzugten. Max Gablonsky war dennoch der einzige Spieler des FC Bayern München, der am 26. März 1911 in Stuttgart-Degerloch beim 6: 2-Sieg gegen die Schweiz dabei war. Akzeptabel waren auch die Leistungen im Oktober 1911 in Dresden. Zwar verloren die Gastgeber gegen Österreich mit l: 2, doch die Fußballer aus der Alpenrepublik hatten sich auch stark verbessert. Und die Deutschen verdankten es vor allem den tollen Paraden ihres Torwarts »Adsch« Werner, daß sie nur l: 2 unterlagen. Von der internationalen Bühne verabschiedete sich der Münchner am 29. Oktober 1911 auf dem Viktoria-Platz im Hamburger Stadtteil Hohe Luft. Die Deutschen unterlagen den in allen Belangen stärkeren Schweden mit l: 3. Bis 1922 bestritt Max Gablonsky rund 500 Spiele für den FC Bayern. Dann wechselte er zum Duisburger Spielverein. Der Grund: Er hatte bei seinem ersten Länderspiel an der Wedau die Tochter eines Duisburger Hoteliers kennen- und liebengelernt! Fast wäre Max Gablonsky sogar im Jahre 1924 Olympiateilnehmer geworden. Er gehörte zum Kader der deutschen 4 x 100-m-Staffel, doch dann stand für den späteren Stadtbaurat eine wichtige Prüfung an - und außerdem blieb Deutschland weiter von Olympia ausgeschlossen.
FLICK, HERMANN (TSV Duisburg 99)
Finnlands Elf nur ein Spielball
Hermann Flicks Wiege stand am rechten Rheinufer In Kehl, wo die Brücke über den Strom nach Straßburg führt, wuchs er auf. Doch schon in seinen jungen Jahren zog es ihn den Rhein abwärts, nach Duisburg. Bei den 99ern spielte er Fußball, und am 20. Oktober 1929 schlug seine große Stunde. Aber nicht am Rhein, sondern an der Elbe. Er trug das deutsche Nationaltrikot im Hamburger Stadtteil Altona im Spiel gegen Finnland. Die Skandinavier, die vorher gegen Dänemark mit 0:8 eine deftige Packung bekommen hatten, wurden diesmal mit einem 0:4 nach Hause geschickt. Hermann Flick, der rechte Läufer, bekam wenig zu tun. Dies blieb zwar sein einziges Fußballänderspiel, doch mit der Westdeutschen Auswahl bestritt er zahlreiche Begegnungen. Seine »Wanderungen« durch Deutschland setzte Hermann Flick später fort. Bei Guts Muths Dresden spielte er zwischen 1931 und 1936 Mittelläufer. Er fiel als Soldat im 2 Weltkrieg bei den Kämpfen vor Leningrad.
BUSCH, WILLI (TSV Duisburg 99, TuS Duisburg 48/99)
In der »westdeutschen Auswahl«
Mit einer weithin international unerfahrenen Mannschaft begann Reichstrainer Prof. Dr. Otto Nerz im Herbst des Jahres 1933 die Vorbereitungen für die Weltmeisterschaftsendrunde in Italien. Für den ersten Test gegen Belgien in Duisburg nominierte er fünf Neulinge. Und auch die übrigen waren, sieht man einmal von dem Düsseldorfer Rechtsaußen Ernst Albrecht ab, der die Kapitänsbinde trug, noch ziemlich grün hinter den Ohren. In der komplett westdeutschen Auswahl sorgte Willy Busch, der Duisburger, für Lokalkolorit. Er war ein »Neunundneunziger« und kam damit von jenem Verein, der in diesem Jahr 1933 am Niederrhein deutlich im Schatten von Hamborn 07 stand. Doch Willy Busch griff die erste sich ihm bietende große Chance mit beiden Händen und gewann einen Stammplatz in der Nationalmannschaft. Gegen Belgien gab es einen 8:l Sieg - gemeinsam mit »Eddy« Hundt räumte Busch in der Abwehr kräftig auf. Der resolute Verteidiger vom Niederrhein verschaffte sich viel Respekt. Nach guten Leistungen in den Testspielen gegen Derby County in Frankfurt, Köln und Dortmund gehörte der Duisburger zum 18köpfigen deutschen Aufgebot für die Weltmeisterschaft in Italien. Mit ihm gewann die Nationalelf das Spiel um Platz drei gegen Österreich in Neapel mit 3:2. In seinem letzten Länderspiel trug Willy Busch am 27. September 1936 in Krefeld beim 7:2 Erfolg gegen Luxemburg sogar die Armbinde des Mannschaftskapitäns. Zwei Jahrzehnte lang hielt er seinem Verein in Duisburg die Treue. Vom aktiven Fußball in der ersten Mannschaft verabschiedete sich Willy Busch erst zwölf Jahre später, nämlich 1948. Danach trainierte er die Mannschaft, von der er sich soeben als Spieler verabschiedet hatte. Er übte in Duisburg neben seiner Fußballertätigkeit den Beruf eines Städtischen Angestellten aus.
GÜNTHER, WALTER (TSV Duisburg 99, TuS Duisburg 48/99)
Mit der Straßenbahn zum DFB-Lehrgang
Wo die Ruhr in den Rhein fließt, liegt Duisburg. Die Wasserwege und die Hochöfen bestimmten schon in den 30er Jahren das Bild dieser weltoffenen Stadt im Herzen des Ruhrgebiets. Hier war Walter Günther zu Hause - bei den Neunundneunzigern war er der schnelle Mann auf dem linken Flügel. Zwar gaben die Schalker im benachbarten Westfalengau den Ton an, doch am Niederrhein war Duisburg immer schon ein gutes Pflaster des westdeutschen Fußballs. Hier hatten die Menschen ein feines Gespür für den Wert harter Arbeit - und Walter Günther war einer von denen, die sich ihren Weg erkämpfen mußten, denen nichts in den Schoß gefallen war. Seine Konkurrenz war groß, als Reichstrainer Professor Dr. Otto Nerz Anfang August 1935 die 60 vermeintlich besten deutschen Fußballer zu einem Lehrgang berief. Walter Günther konnte mit der Straßenbahn zu dieser Talentsichtung fahren, denn die fand in der Sportschule Duisburg an der Wedau statt. Es war das Ziel des Deutschen Fußball Bundes, die Mannschaft für das olympische Turnier des Jahres 1936 aufzubauen. Zwei Wochen lang standen die deutschen Fußballer auf dem Prüfstand des DFB, dann wurden zwei Nationalmannschaften benannt, die am 18. August 1935 zeitgleich in München gegen Finnland und in Luxemburg spielen sollten. Walter Günther war heilfroh, daß er wenigstens für die zweite Garnitur der Nationalmannschaft nominiert wurde. Sepp Herberger betreute dieses Team in Luxemburg -und es gewann l:0 durch ein Tor von Walter Günther, der zwei Minuten vor der Pause einen Paß des Schalkers Rudi Gellesch aufnahm und Torwart Hoscheid nicht den Hauch einer Chance ließ. Die Elf der Talente hatte sich bewährt, wenn auch einige noch weit davon entfernt waren, zu Leistungsträgern der Nationalmannschaft zu werden. Auch Walter Günther mußte über ein Jahr lang warten, ehe er wieder berufen wurde. Er war in Warschau beim l: l gegen Polen dabei - für das olympische Turnier 1936 wurde er nicht nominiert. So blieben ihm Hohn und Spott der Öffentlichkeit nach dem 0:2 gegen Norwegen in Berlin erspart. Sein viertes und letztes Länderspiel bestritt der Duisburger am 31. Januar 1937 in Düsseldorf gegen Holland. Vier Minuten vor Schluß verpaßte er eine Riesenchance, als er allein auf den holländischen Torwart Halle zustürmte, dieser aber das Duell gewann. Statt dessen gelang den Holländern in der Schlußminute noch das Ausgleichstor zum 2:2. 1948 meldete sich Walter Günther beim Duisburger SV an.
BIALLAS, HANS (TuS Duisburg 48/99)
Acht Österreicher - drei Deutsche
Im Duisburger Stadtteil Hüttenheim wurde Hans Biallas geboren. An der Wedau überredeten ihn seine Freunde zum Fußballspiel. Er wird es nicht bereut haben, denn im Herbst 1938 nahm Reichstrainer Sepp Herberger den 19jährigen mit auf den Balkan. Acht Österreicher und drei Deutsche standen in der Mannschaft, die am 25. September 1938 in Bukarest auf Rumänien traf und 4:l gewann. Der junge Rechtsaußen aus Duisburg führte sich gleich gut ein und bekam noch zwei weitere Chancen in der Nationalmannschaft. Am 26. Februar 1939 besorgte Hans Biallas mit einem tollen Schuß in der 71. Minute den 3:2 Siegtreffer gegen Jugoslawien. 65.000 Zuschauer waren in Berlin hellauf begeistert. Seine dritte und letzte Einladung des DFB, erhielt der Angestellte aus Duisburg im Juni des gleichen Jahres beim deutschen 2:0 Sieg in Kopenhagen gegen Dänemark. Während seiner Soldatenzeit verschwand er nie aus dem Notizbuch von Sepp Herberger und absolvierte im Frühjahr 1941 noch einen DFB Lehrgang in Berlin. Nach Kriegsende trug er wieder das Trikot von Duisburg 48/99. Er war beim ersten Regionalvergleich des Westens gegen den Süden am 24. März 1946 in Stuttgart als Außenläufer dabei, spielte dann eine Zeitlang in der Kreisklasse beim VfL Hüttenheim.
HOLZ, FRIEDEL (TuS Duisburg 48/99)
Sieg mit Ach und Krach
Zwei deutsche Nationalmannschaften sollten sich am 20. März 1938 zur gleichen Stunde bewähren. Sepp Herberger suchte nach Alternativen zu dem Wormser Sepp Fath und wurde in Duisburg fündig. Bei den »Neunundneunzigern« an der Wedau spielte ein schneller Mann mit einem strammen linken Schuß, Friedel Holz. Und den prüfte er an diesem Märztag des Jahres 1938 in Wuppertal gegen Luxemburg. Zum gleichen Zeitpunkt spielte die erste Garnitur des deutschen Fußballs in Nürnberg gegen Ungarn (1:1). Aber auch die Reserve tat sich schwer und gewann nur mit Ach und Krach gegen die Außenseiter aus dem Großherzogtum Luxemburg 2: l. Dem Koblenzer Josef Gauchel gelangen beide Tore - Friedel Holz hatte mit seinen Schüssen weniger Glück. So blieb dies die einzige Berufung für den Duisburger. Überhaupt war der Aufstieg des jungen Stürmers zum Nationalspieler schon einigermaßen erstaunlich, denn ein Jahr vor seinem einzigen Länderspielauftritt spielte er an der Wedau noch in der Reservemannschaft. Vor dem Duell gegen Luxemburg hatte er sich in Oberhausen empfohlen, wo eine deutsche Nachwuchself auf eine zusammengewürfelte Oberhausener Stadtauswahl traf und 10:0 gewann. Holz kam nach der Pause und schoß zwei Tore - womit er die Fahrkarte zu seinem Länderspieleinsatz nach Wuppertal löste. Friedel Holz starb drei Jahre später als Soldat im 2 Weltkrieg bei den Kämpfen um Kreta.
Weitere Duisburger Nationalspieler:
Alfred Berghausen (SC
Preußen Duisburg) * 09.12.1889, † ? 1 Länderspiel (1910) |
|
Andreas Breynk (SC Preußen
Duisburg) * 04.07.1890, † 12.07.1957 1 Länderspiel (1910) |
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Josef Rodzinski (Spielverein
Hamborn 07) * 29.08.1907, † ? 3 Länderspiele (1936) |
|
Paul "Päule"
Zielinski (SV Union 02 Hamborn) * 20.11.1911, † Februar 1966 15 Länderspiele (1934 bis 1936) |
|
Werner "Eia" Krämer (Meidericher
Spielverein, MSV Duisburg) * 23.01.1940 13 Länderspiele (1963 bis 1967), 3 Tore 192 Bundesligaspiele, 49 Tore |
|
Manfred "Cassius"
Manglitz (MSV Duisburg) * 08.03.1940 4 Länderspiele (1965 bis 1970) 257 Bundesligaspiele, 1 Tor |
|
Hartmut "Hatte"
Heidemann (MSV Duisburg) * 05.06.1941 3 Länderspiele (1966 bis 1968) 262 Bundesligaspiele, 18 Tore |
|
Michael Bella (MSV
Duisburg) * 29.09.1945 4 Länderspiele (1968 bis 1971) 405 Bundesligaspiele, 13 Tore |
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Klaus "Cäsar" Wunder
(MSV Duisburg) * 13.09.1950 1 Länderspiel (1973) 209 Bundesligaspiele, 52 Tore |
|
Rudolf
"Ruuuudiiiiiiiiiiie" Seliger (MSV Duisburg) * 20.09.1951 2 Länderspiele (1974 bis 1976) 288 Bundesligaspiele, 65 Tore |
|
Ronald "Ronnie" Worm (MSV
Duisburg) * 07.10.1953 7 Länderspiele (1975 bis 1978), 5 Tore 380 Bundesligaspiele, 119 Tore |
|
Bernard "Enatz" Dietz
(MSV Duisburg) * 22.03.1948 53 Länderspiele (1974 bis 1981) 495 Bundesligaspiele, 77 Tore |
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