Gottfried Hinze
Gottfried Hinze:
vom Torwart zum DFB-Vorsitzenden
Als der 1. Vorsitzende des DFB den Sieg des Westens über
Berlin im Endspiel um den Kronprinzenpokal 1913 im Berliner Stadion erlebte, war
er äußerlich ganz gelassen. Innerlich freute er sich über den ersten Erfolg
„seines" Verbandes, an dem Spieler „seines" Vereins großen Anteil
besaßen.
Seit dem Bundestag des DFB in Köln 1905 war Gottfried Hinze 1. Vorsitzender des
DFB. Hinze behielt dieses Ehrenamt bis 1925. Nach seinem Rücktritt wurde er zum
Ehrenvorsitzenden des DFB gewählt. Wer war dieser Duisburger Kaufmann, der zum
Zeitpunkt seiner Wahl gerade 31 Jahre alt war, und noch als Schiedsrichter und
als Torwart der 1. Mannschaft des Duisburger Spielvereins tätig war?
Gottfried Hinze wurde am 2. November 1873 in Aachen
geboren. Der Umzug seiner Eltern brachte ihn nach Duisburg. Dort besuchte er das
Realgymnasium und wurde Mitglied im Duisburger Turnverein von 1848, in dem er
nicht nur turnte, sondern auch Schlagball spielte. Als sein Vater starb, übernahm
er dessen Handelsagentur.
Sportlich war für ihn das Jahr 1892 entscheidend. Der Turnlehrer Dietrich
Henning, der als „progressiv" galt, weil er gegenüber der Dominanz des
Geräteturnens in Turnvereinen für eine Verstärkung der Spiele im Freien war,
setzte durch, daß im Duisburger Turnverein eine Spielabteilung gegründet
wurde. Neben den Turnspielen wurde auch Fußball gespielt. Hinze landete im Tor.
1895 hatten die Spieler beim Kaiserbergfest ihren ersten öffentlichen Auftritt.
Dann kam das Jahr 1896. Durch Geschäftsfreunde erhielten sie eine Einladung zu
Gesellschaftsspielen nach England, ins Mutterland des Fußballs. Es gab Gelächter:
Noch nie war eine deutsche Fußballmannschaft in England gewesen. Doch das
schreckte die Fußballer um ihren Torwart Hinze nicht. Im September fuhr
erstmals eine deutsche Fußballelf über den Kanal. In acht Tagen absolvierten
sie vier Spiele gegen Amateurvereine. Man kann es dem Torwart nicht ersparen, muß
ihn vielmehr dazu beglückwünschen, daß er nicht resignierte. Die Resultate
lauteten: 0:6, 0:6, 0:9, 0:13!
Um fair zu sein, muß hinzugefügt werden, daß es anderen deutschen Vereinsmannschaften,
die um die Jahrhundertwende nach England fuhren, nicht besser erging. Die Engländer
spielten damals für Mannschaften vom Kontinent einfach in einer anderen Liga.
Die Spieler im Turnverein profitierten aber von ihren Erfahrungen. Nach 1900, inzwischen als Duisburger Spielverein selbständig, wurden sie zur spielstärksten Mannschaft des Westens. Gottfried Hinze war bis zum Ende der Saison 1907/08 als Torwart dabei. Daneben hatte er schon weitere Funktionen übernommen, zunächst als 1. Zeugwart im Turnverein, dann im Vorstand des Spielvereins, dessen Vorsitzender er 1905 wurde. Außerdem verschaffte er sich einen guten Ruf als Schiedsrichter. Bei der Einführung der Bezirke im Rheinisch-Westfälischen Spielverband wurden aus den Schiedsrichtern Obleute gewählt. Hinze, inzwischen auch Beisitzer im Verbandsvorstand, wurde im III. Bezirk einstimmig gewählt.
Er sollte später noch verschiedene Funktionen im
Verbandsvorstand inne haben, doch zwischen 1902 und 1905 war er für die weitere
Entwicklung des Rheinisch-Westfälischen Spielverbandes am wichtigsten. Er war
einer der „Motoren" für den Anschluß des Verbandes an den DFB.
Im Ersten Weltkrieg half Gottfried Hinze noch einmal im Vorstand des
Westdeutschen Spielverbandes aus, bis es auch ihn traf. Er mußte 42jährig noch
ins Feld. Nach dem Weltkrieg wurde er für den DFB wichtig, als es darum ging,
die internationale Isolation des deutschen Fußballs zu überwinden.
Noch nach 1945 versuchte er, seine Kräfte in den Wiederaufbau des Fußballs in
Deutschland einzubringen, doch ein schwerer Sturz warf ihn 1946 aufs
Krankenlager. Gottfried Hinze vollendete sein 80. Lebensjahr nicht mehr. Er
starb am 23. August 1953 in der Stadt, die nicht sein Geburtsort war, aber seine
Heimatstadt wurde: in Duisburg.
Mercatorplakette der Stadt Duisburg
"Für besondere Verdienste, insbesondere auf wissenschaftlichem oder künstlerischem Gebiet wird die Mercatorplakette (siehe Abbildung) verliehen. Mit seiner bisherigen Verleihungspraxis hat der Rat deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er an diese Auszeichnung hohe Anforderungen knüpft. So muss das Wirken der für diese Ehrung vorgeschlagenen Person mindestens von gesamtstädtischer Bedeutung sein. Zu den herausragenden Persönlichkeiten aus dem Kultur- und Geistesleben, die bisher mit dieser hohen Auszeichnung bedacht worden sind, zählen u.a. die Gründungsrektoren der Duisburger Universität, die ehemaligen Kulturdezernenten und Generalmusikdirektoren, bedeutende Kunstförderer wie Dr. Herbert Köhler und Professor Dr. Hans Georg Willers und bedeutende Künstler wie Rudolf Schock, Karl Ridderbusch und Frank Peter Zimmermann."
So begründet die Stadt Duisburg die
Verleihung der Mercatorplakette. Auch Gottfried Hinze wurde diese Ehre zuteil.
Dies hinderte die Stadt Duisburg jedoch nicht daran, die Pflege seines Grabes am
31.12.1990 einzustellen und sein Grab einzuebnen. Heute geehrt, morgen
vergessen...
Auch der Deutsche Fußballbund, dessen Präsident Hinze 20 Jahre lang
war, sowie der Westdeutsche Verband, bei denen Hinze als Beisitzer
und Geschäftsführer in den Anfangsjahren und als Schriftleiter in den schweren Jahren des
1.Weltkrieges aushalf, fühlten sich nicht zuständig und verhinderten die
Verwüstung seiner letzten Ruhestätte nicht...
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